Bündnis Mädchenfußball Düsseldorf
Warum ist TUSA nicht dabei?
Fortuna Düsseldorf und Mädchenfußball: wirklich eine gute Nachricht?
Großer Jubel brandete vor einigen Tagen auf, als die perfekt zur Weihnachtszeit passende Nachricht verbreitet wurde, dass Fortuna Düsseldorf in Kooperationen mit den Mädchen- und Frauenfußballvereinen der Stadt eine eigene Frauenfußballabteilung einrichten würde. Unsere 1. Vorsitzende Ute Groth erklärt nun, warum ein Verein bei diesem vermeintlichen Saisonhöhepunkt nicht mitmacht.
Liebe TUSAnerinnen und TUSAner,
am 22.Dezember 2021 verkündete Fortuna Düsseldorf die Neugründung einer Frauen- und Mädchenfußballabteilung ab der Saison 22/23 unter Beteiligung aller Düsseldorfer Vereine, die Mädchenfußball anbieten.
Aller Vereine? Nicht ganz. Ein Verein, der im Düsseldorfer Mädchenfußball seit Jahren federführend ist, fehlte: DJK TUSA 06 Düsseldorf.
Warum ist die TUSA nicht dabei?
Bei TUSA gibt es seit den 90er Jahren Mädchen und Frauen im Fußball. Nach langen Jahren, in denen die Anerkennung auch in der eigenen Fußballabteilung immer wieder durchgesetzt werden musste, gehen wir seit 2018 mit unserem Leistungszentrum einen konsequenten Weg zur Förderung im Leistungsbereich. Dafür und auch für die Förderung im Breitensport haben wir 2019 den ersten Gleichstellungspreis der Stadt Düsseldorf bekommen. Die Anzahl unserer Sportlerinnen ist seitdem von gut 80 auf ca. 200 gestiegen. Wir haben die nachweislich spielstärksten Düsseldorfer Mädchenfußball-Mannschaften in allen Altersklassen, die meisten Auswahlspielerinnen sowie die in den höchsten Ligen spielenden Teams im Bereich Seniorinnen, U17 und U15. Zudem bauen wir auf eine Trainer*innen-Struktur mit A-, B- und C-Lizenzen sowie Teamleiter- und Juniorcoach-Zertifikaten. Mit diesem Paket setzen wir seit drei Jahren erfolgreich unseren Anspruch als leistungsorientierter Fußballverein um, der Mädchen in der Breite, aber auch und vor allem in der Spitze fördert.
Diese Arbeit findet im Konzept des Bündnisses für Mädchen- und Frauenfußball keinerlei Berücksichtigung.
Unser Angebot, diese Expertise in die Arbeitsgruppe einzubringen, wurde noch im Sommer dieses Jahres mit den Bemerkungen: ‚Das wusste ich gar nicht‘ oder ‚Na ja, so gut ausgebildete Trainer habt ihr ja auch nicht‘ abgetan. Aussagen von Personen, die in einer Führungsrolle in der Arbeitsgruppe sind und sich offensichtlich in den zwei Jahren, in denen die Gruppe agiert, nicht mit vorhandenen Strukturen auseinandergesetzt haben.
Das Ergebnis von zwei Jahren Arbeitskreis ist:
Fortuna ist im Arbeitskreis Mädchenfußball alleiniger Anbieter von Leistungssport. Den übrigen beteiligten Vereinen wird von Fortunas Trainern erklärt, wie man „richtig“ trainiert. Sie fordern Fördertrainings, Torwarttrainings- sowie Athletik-Einheiten im F95 NLZ bzw. unter der Aufsicht eines Fortuna-Trainers. Für das Abhalten von Schautrainings und regelmäßigen Sichtungen durch Fortuna sollen die besonders talentierten Spielerinnen der Vereine F95 zugeführt werden. Zudem sollen alle Vereine einen „Kodex“ unterzeichnen, in dem festgelegt ist, dass keine Spielerin eines Düsseldorfer Vereins vor Erreichen der Altersstufe U17 einem anderen Verein beitreten darf. Darüber hinaus wird den Vereinen untersagt, mit der Presse über das Mädchenfußball-Projekt zu sprechen. Fortuna erklärt, in der Saison 22/23 eine U17-Mannschaft und in der Saison 23/24 eine Damen-Mannschaft starten lassen zu wollen. Dies im Übrigen wohl auch zur Erfüllung einer künftigen Anforderung der DFL für eine Lizensierung des NLZ.
Die Spielerin des Jahrgangs 2006, die in der Saison 22/23 mindestens in der Niederrheinliga spielt, wechselt im Sommer 22 zu Fortuna Düsseldorf, einem Verein der Fußballbundesliga, eine attraktive Adresse.
In der dortigen U17 startet sie mindestens zwei Spielklassen unter ihrem aktuellen Niveau – in der Kreisklasse. Nach einem Jahr unterklassigem Fußball muss sie 2023/24 in eine der beiden neu gegründeten Seniorinnen-Mannschaften der Fortuna wechseln. Auch dort beginnt sie in der Kreisklasse. Schafft die Mannschaft im ersten Jahr den Aufstieg, geht es für das Talent 2024/25 in der Bezirksliga weiter. Auch dort muss sie bereits im ersten Jahr den Aufstieg schaffen, um 2025/26 in der Landesliga zu spielen. Und nach vier unterklassigen Jahren darf die Spielerin im Alter von 20 Jahren endlich in die Liga aufsteigen, in der TUSAs 1. Damenmannschaft seit der Saison 2019/20 bereits etabliert ist und in der Saison 21/22 zum Favoritenkreis gehört. Alle Ambitionen, die unsere Spielerin zu Beginn ihrer Karriere einmal hatte, wurden in vier Jahren Unterklassigkeit vernichtet. Und von vier Jahren sprechen wir nur dann, wenn Fortuna jedes Jahr aufsteigt.
Dass einem Verein aufgrund der Tatsache, dass er eine professionelle Herren-Fußballmannschaft betreibt, die alleinige Kompetenz zugeschrieben werden soll, künftig talentierte Mädchen an den Leistungssport heranzuführen, obwohl dieser Verein nicht einen einzigen Tag Erfahrung in diesem Bereich vorweisen kann, halten wir angesichts der Kompetenz, die in Düsseldorfer Vereinen vorhanden ist, für kurzsichtig und falsch. Das ist keine Talentförderung, daher erklären uns mit diesem Modell der Zusammenarbeit nicht einverstanden!
Im Breitensport wird sich der Einstieg Fortunas in den Frauenfußball durch das beschriebene Modell möglicherweise sogar noch verheerender auswirken. Alle überdurchschnittlich starken Fußballerinnen werden binnen weniger Jahre ausschließlich bei Fortuna Düsseldorf spielen, was den Mädchen- und Frauenfußball in der Stadt verkümmern lassen wird. Die übrigen Vereine werden über Kreisliga-Teams nicht mehr hinauskommen. Perspektiven im Seniorenbereich werden ebenfalls minimiert, denn durch die Präsenz der beiden Fortuna-Mannschaften in den unteren Ligen, wird an Aufstiege und das Erreichen sportlicher Ziele für andere Vereine bald nicht mehr zu denken sein. Daher wird es in Kreis- bis Landesliga zu Abwanderungen kommen. Jüngere Mädchen, die ambitioniert sind, es aber nicht zur Fortuna schaffen, werden aufgeben und sich einen anderen Sport suchen.
Fazit:
Das Bündnis für Mädchen- und Frauenfußball ist für alle Vereine, die sich in diesem Bereich entwickeln wollen, offen. Unsere zukünftige Beteiligung ist also nicht ausgeschlossen. Dies ist abhängig von einer sachlichen und fachlichen Auseinandersetzung. Unsachliche Beiträge dazu, wie sie z.B. auf der Website der Sportfreunde Gerresheim zu finden sind (Zitat: „Der im Frauenfußball durchaus erfolgreiche Düsseldorfer Verein DJK TUSA hatte sich im Verlauf der Gespräche, in die er lange Zeit involviert war, immer mehr von den gemeinschaftlichen Zielen entfernt und wollte allem Anschein lieber sein eigenes Süppchen kochen, was aber weder mit der Fortuna noch den anderen Clubs zu machen war“), haben in diesem Aufgabenfeld nichts zu suchen.
Wir gehen unseren Weg und freuen uns über fröhliche, selbstbewusste und sportbegeisterte Fußballerinnen und Fußballer auf unseren Sportplätzen.
Sportliche Grüße und frohe Weihnachten!
Ute Groth, 1. Vorsitzende DJK TUSA 06 Düsseldorf e.V.